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ging mit dem festen Vorsatze nach Hause, den Zug mitzuma-
chen, und eilte, sich das Kreuz aufheften zu lassen, ja Manche
brannten es sich zum unvergänglichen Denkmale ihres festen
Willens mit einem glühenden Eisen in das Fleisch ein. Darum
nannte man alle, welche das Zeichen des Kreuzes trugen, Kreuz-
fahrer. Mit Verachtung sah man auf die herab, welche Zu-
rückbleiben wollten, und betrachtete dies als einen Beweis eines
ruchlosen Herzens. Alle beschäftigten sich nun mit Vorbereitun-
gen. zur langen Reise. Dieser verkaufte seine liegenden Gründe,
um sie zu Gelde zu machen; jener schenkte seine Güter den
Kirchen und Klöstern, um den Segen des Himmels zu erwer-
den ; ein Andrer reifte umher, um von Freunden und Verwand-
ten Abschied zu nehmen, wahrend ein Vierter feine Waffen
putzte und seine Pferde zuritt. Alle Bande des Blutes wurden
zerrissen. Der Sohn riss sich vom Herzen der Mutter, der Gatte
aus den Armen seiner Frau und Kinder íoéy und Alle brann-
ten vor Ungeduld nach dem Augenblicke des Aufbruchs. Jeder
träumte von den Reichthümern, die er zusammenplündern, von
den Städten, die er erobern, und den Saracenenköpfen, die er
abhauen würde. Priester, Mönche und Einsiedler drängten sich
herbei, ja selbst furchtsame Nonnen traten keck aus den Mauern
ihrer Klöster ohne Erlaubniß ihres Bischofs heraus, um den für
heilig gehaltenen Zug mitzumachen. Die Bewegungsgründe aller
dieser Leute waren freilich sehr verschieden. Während Einige von
wirklicher Frömmigkeit getrieben wurden, war es bei Andern
Durst nach Abentheuern, oder Neugier, oder Hang zur Verän-
derung. Noch Andere wollten sich dadurch der Dienstbarkeit
ihrer Herren entziehen, oder den Mahnungen ihrer Gläubiger
entgehen, oder früher begangene Verbrechen sühnen. Alle aber
wurden von der gewissen Hoffnung beseelt, ihre Glücksumstände
zu verbessern.
Unter diesen Zurüstungen brach das Jahr 1096 an, und
nun stellte Europa, besonders aber Frankreich ein noch nie ge-
sehenes Schauspiel dar. Von allen Seiten setzten sich einzelne
Schaaren in Bewegung, und eilten den verabredeten Versamm-
lungsplätzen zu. Uebcrall sah man flatternde Fahnen, daher-
sprengende Ritter, eilig wandernde Kreuzfahrer, und alle Wege
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waren mit Menschen bedeckt, die jubelnd das Feldgeschrei:
„Gott will es -haben;" hören ließen. Wären die Menschen
nicht so ganz berauscht gewesen von ihrem Eifer, so hätten sie
über Commando und Verpflegung, über den einzuschlagcnden
Weg u. s. w. Ueberlegungen angeftellt, und Verabredungen ge-
troffen ; aber daran dachte Keiner. Alle beruhigten sich bei dem
Gedanken: Gott will es haben; darum wird er auch selbst für-
alles sorgen. Aber Gott hilft nur denen, welche den ihnen ver-
liehenen Verstand recht gebrauchen, und daher wurde von An-
fang an Alles verkehrt angefangen.
Der größte Haufen hatte sich unter die Anführung Kuku-
peters begeben. Es war dies aber fast nichts, als liederliches
Gesindel, welches nur darum mitzog, um sich der Arbeit da-
heim zu entziehen, und unterwegs vom Plündern zu leben. Die-
ser zahllose Haufen erschien zu Anfänge des Frühlings vor der
Burg Gottfried's von Bouillon, Herzogs von Nieder-
lothringen, desselben trefflichen Ritters, der schon bei der Schlacht
bei Merseburg unter Heinrichs 4. Heer erwähnt worden ist.
Auf ihn setzten die Kreuzfahrer mit Recht das größte Vertrauen,
und wollten von ihm geführt seyn. Gottfried erschrak, als er
den ungeregelten Haufen erblickte. Unmöglich konnte er Lust ha,
den, mit solchen Leuten zu ziehen. Er ermahnte sie, nur im-
mer indessen voran zu ziehen; er würde ihnen bald Nachkom-
men. So brach denn der Schwarm wieder auf, und setzte ju-
belnd den Weg über Deutschland fort. Die große Anzahl die-
ser Leute bewog Petern, den Haufen zu theilen. 15 — 20,000
der Ungeduldigsten, größtentheils Fußgänger, bildeten den Vor-
trab. Sie wurden angeführt von einem Ritter, den man seiner
Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Der Zug
dieser Leute ging durch Deutschland. Bis an die ungersche
Gränze hielten sie Ordnung. Die Ungern versprachen ihnen hin-
längliche Lebensmittel, aber sie verlangten, daß sie ruhig ihren
Weg fortsetzten. Das war indessen diesen Leuten unmöglich.
Sie zerstreuten sich, verübten viele Gewaltthätigkeiten, und be-
trugen sich so schlecht, daß endlich den Ungern die Geduld riß,
und sie in der Gegend von Semlin sechszehn dieser Bösewichrer
todt schlugen. Aber die nachdrücklichste Züchtigung wartete ihrer
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Gottfried
Extrahierte Ortsnamen: Nieder-
lothringen Merseburg Deutschland Deutschland
Alle jauchzten dem mannhaften Jünglinge Beifall zu; er aber
eilte auf den blutenden Gegner los, und ging nicht eher voü
dannen, bis er ihn untergebracht sah.
Schon in der Jugend hatte Gottfried das Gelübde gethan,
für die Befreiung des heiligen Grabes zu kämpfen; wie klopfte
ihm nun das Herz, zur Lösung seines Gelübdes das Schwert zie-
hen zu können! An der Spitze des stattlichen Heeres zog er über
den Rhein, durch Deutschland, und kam an Ungarns Gränze.
Es war kein Wunder, daß der König nach so vielen Übeln Er-
fahrungen nicht geneigt war, fernerhin den Kreuzfahrern den
Durchweg zu erlauben. Indessen ließ er sich endlich bedeuten-
daß die Neuangekommenen bessere Leute wären als jene früheren,
und versprach ihnen Lebensmittel in Fülle, wogegen die Kreuz-
fahrer die strengste Mannszucht gelobten, und — auch hielten.
Auch beim Zuge durch das Land der Vulgaren lief alles fried-
lich ab. Um so mehr war dies im griechischen Kaiserthum zu
erwarten. Aber Alexius hatte seinen Sinn geändert. Er hatte
zwar die abendländischen Fürsten um Hülfssoldaten gebeten; aber
Laß sich, wie es schien, das ganze Abendland erheben wurde,
hatte er nicht vorausgesehen. An 300,000 Kreuzfahrer waren
schon bei ihm vorübergefluthet, und hatten fast sämmtlich be-
reits den Tod gefunden. Nun hörte er, jetzt käme erst das Haupt-
heer, dem wieder neue Schwarme folgen sollten. Dabei ergriff
ihn der Argwohn, ob wohl die Sache auf seinen eignen Thron
abgesehen wäre, und von nun an bewies er sich feindlich gegen
die Kreuzfahrer. Ihnen offen entgegenzutreten, dazu war er zu
schwach; aber alle Kunstgriffe der Heimtücke übte eran ihnen
aus, die alle zu erzählen die Zeit nicht erlaubt. Auch an Gott-
fried wollte er seine Tücke auslassen; aber dieser wußte ihm zu
begegnen- Als nämlich Alexius seinen Unterthanen verboten
hatte, das Lager der Kreuzfahrer mit Lebensmitteln zu versehen,
wie er doch versprochen hatte, so befahl Gottfried seinen Leuten,
nur selbst zuzugreifen, und das thaten diese auch so nachdrücklich,
daß Alexius schnell das Lager mit allem Ueberflusse versorgte.
Ueberhaupt war der Charakter dieses Kaisers ein Gemisch
von Hochmuth, Feigheit und Tücke, und die Kreuzfahrer muß-
ten sich sehr vor chm hüten- Als nun außer Gottfried noch viele
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Alexius Alexius Gottfried Alexius Hochmuth Gottfried
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bis er ihn in Speier fand, und hielt eine donnernde Predigt,
welche der Kaiser und viele Fürsten und Prälaten mir anhören
mußten. Hier redete er jenem so zu Herzen, daß, als ec aus-
rief: „wie wirst du einst am jüngsten Lage sagen können, du
habest deine Pflicht erfüllt?"— der Kaiser gerührt aufstand, und
sprach: „ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er
soll mich nicht undankbar finden!" Zugleich nahmen sein Neffe
Friedrich , der nachmalige Kaiser, und eine Menge Große das
Kreuz, und der Andrang, dem heiligen Bernhard die Hände und
Füße zu küssen, war so groß, daß der Kaiser den schwachen
Mann auf seinen Armen aus der Kirche tragen mußte, um ihn
nur vor dem Erdrücken zu retten. Dieser zweite Kreuzzug
geschah im Jahre 1147.
Zuerst zogen die Deutschen. Nach vielen Unglücksfällen
und Treulosigkeiten der Griechen kamen sie über Ungarn und
Constantinopel nach Kleinasien. Hier erging es ihnen gar elend.
Die griechischen Wegweiser ließen sie im Stiche, als sich das
Heer in einer wüsten, wasserlosen Einöde befand. Dazu wur-
den sie von den leichtberitlenen Bogenschützen der Feinde um-
schwärmt, und endlich von der ganzen feindlichen Macht über-
fallen. Von 70,000 wohlbewaffneten deutschen Kriegern wur-
den bis auf 7000 alle erschlagen, die Unbewaffneten, die Wei-
der und Kinder nicht einmal gerechnet. Und der Kaiser! Miß-
müthig kehrte er bis Constantinopel zurück, nachdem er unter-
wegs auf die nachrückenden Franzosen gestoßen war.
Diesen ging es nicht besser. Zwar schlugen sie einen an-
dern Weg durch Kleinasien ein; aber auch hier waren ihnen
die Muhamedaner unaufhörlich zur Seite, und neckten sie ohne
Unterlaß. Die Noch wurde endlich so groß, daß Pferde- und
Eselsfleisch als Leckerbissen galten. König Ludwig schiffte sich
nun an der Südküfte ein, und setzte nach Antiochien über.
Aber sein unglückliches zurückgelassenes Heer wurde nun vollends
eine Beute des Hungers und des Schwertes der Feinde. Auch
hier handelten die Griechen recht treulos, plünderten die Wehr-
losen rein aus, und zuletzt wurde die Noch der Franzosen so
groß, daß selbst die Türken von Mitleid ergriffen wurden, und
unter die Schmachtenden Brod und Geld austheilten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Bernhard Ludwig Ludwig
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ihm zu erscheinen, und da er nicht kam, so sprach Friedrich die
Reichsachk über ihn aus, und entsetzte ihn aller seiner Reichs-
würden und Lehen. Dann vertheilte er diese. Vaiern kam
an den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, Sachsen an
den Grafen Bernhard von Anhalt, einen Sohn Albrechts
des Bären: kleinere Länder erhielten andere benachbarte Für-
sten. Anfangs wehrte sich der Löwe tapfer gegen seine Feinde.
Als aber der Kaiser selbst gegen ihn zu Felde zog, eilte er ihm
nach Erfurt entgegen, that einen Fußfall, und flehte um Gnade.
Friedrich gedachte jener Scene am Comer - See, und des Wech-
sels der menschlichen Schicksale. Thränen entstürzten seinen
Augen, und ec rief gerührt aus: „dennoch bist du das eigene
Werkzeug deines Unglücks!" Der Herzog behielt nur sein vä-
terliches Erbe, Braunschweig und Lüneburg, und wurde auf fle-
hen Jahre aus Deutschland verbannt. Bei dem Könige von
England, dem Vater seiner sanften, frommen Gattin Mathilde
fand er eine freundliche Aufnahme. Sein Nachkomme sitzt noch
auf dem englischen Königsthrone.
Die Lombarden hatten der Bezwingung des gewaltigen
Heinrichs mit besorgtem Gemüth zugesehen, und da jetzt die
Jahre des Stillstandes vorüber waren, so baten sie den Kaiser,
einen vollständigen Frieden mit ihnen zu schließen. Er kam
1183 in Costnitz zu Stande. Auch mit Wilhelm von Neapel
vertrug sich Friedrich nun völlig, und er hatte die Freude, sei-
nen ältesten Sohn Heinrich mit Wilhelms Vaters - Schwester
und Erbin, Constantia, zu vermählen. Da Wilhelm keine
Kinder hatte, so hatte der alte Kaiser die Aussicht, daß sein
Haus die schönen Länder Neapel und Sicilien, ja wohl endlich
ganz Italien einst erhalten würde. Aber so ist es mit den Plä-
nen und Hoffnungen der Menschen! Gerade das, was sein Herz
mit großer Freude erfüllte, und die Größe seines Hauses zu
begründen schien, war nachmals die Ursache des Unterganges
desselben.
Am späten Abende seines Lebens noch unternahm der Kai-
ser nach so vielen ruhmvollen Thaten einen Kreuz;ug.es
herrschte damals über Pegppten ein junger, muthiger Fürst,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_die
Reichsachk Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Bernhard_von_Anhalt Albrechts Albrechts Friedrich Friedrich Mathilde Heinrichs Wilhelm Friedrich Friedrich Heinrich_mit_Wilhelms Heinrich Wilhelms Constantia Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Erfurt Braunschweig Lüneburg Deutschland England Neapel Neapel Sicilien Italien
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die Elnzelnziehenden, und beunruhigten die Christen so, dost diese
sechs Wochen lang nicht einmal die Rüstung ablegen konnten.
Zugleich riß ein drückender Mangel ein; Pferdefleisch und Pfer-
deblut wurden als Leckerbissen genossen. In dieser Noch erschien
plötzlich vor ihnen ein türkisches Heer von wenigstens 300,000
Mann. Aber Friedrich verzagte nicht. „Nur der Tapfere, "
sprach er, ,.kann auf Rettung hoffen; wer aber die Gefahr flieht,
muß umkommen." Alle wandten sich im Gebet an Gott, ge-
nossen das heilige Abendmahl, und nun stürzten sie sich auf den
Feind. Zehntausend Türken wurden erschlagen, die Andern zer-
streut. Solche Kraft giebr das Gottvertrauen!
Nach unsäglichen Beschwerden erreichte man endlich den hin-
tersten Theil Klein-Asiens, und kam an den Vergftrom Kalykad-
nus. Des Kaisers Sohn, Friedrich, führte den Vortrab, der
Kaiser selbst zog mit dem Hintertreffen nach. Der Strom trennte
beide. Da aber der Vater den Sohn bald zu erreichen wünschte,
und der Zug über die Brücke ihn zu lange aufgehalten hätte, so
wollte er durch den Fluß durchschwimmen. Man warnte ihn vor
. dem ihm unbekannten Gewässer. Aber furchtlos wie immer
sprengte er mit dem Rosse hinein. Der Strom ergriff ihn mit
Gewalt, und riß ihn um. Zwar eilten ihm Viele eilends zu
Hülfe; doch als man ihn ans Land brachte, war der würdige
Greis bereits entseelt. Die Trauer um den herrlichen Kaiser
war unbeschreiblich; alle schienen in ihm einen Vater verloren
zu haben.
Herzog Friedrich, des Kaisers Sohn, führte zwar das
Heer weiter; aber des alten Friedrichs Geist fehlte. Die Ord-
nung ließ nach, Viele starben an Krankheiten dahin, Andere
eilten mißmüthig nach Hause, der kleine Ueberreft folgte dem
Herzoge bis vor Akre, wo man schon ein anderes Heer von
Kreuzfahrern fand. Hier fand auch Herzog Friedrich seinen
Tod; er wurde ein Opfer der Seuche, und nun eilten auch die
Letzten nach Deutschland zurück. So endete der dritte
Kreuzzug.
Friedrich 1. hatte regiert von 1152 bis 1190.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_1. Friedrich
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ihm aber die Nachricht gebracht wurde, auch sein Sohn Johann
habe ihn verlassen, da brach ihm das Herz. Er fluchte seinen
Kindern, und starb vor Gram 1189. Daß es beiden Söhnen
nicht gut gehen konnte, da des Vaters Fluch auf ihnen lag,
können wir schon voraussetzen, weil die Weltgeschichte uns ohne
Ausnahme lehrt, daß für die bösen Thaten der Menschen die
Strafe nie ausbleibt.
Um sein Gewissen zu beruhigen, unternahm der neue Kö-
nig von England, Richard Löwenherz, sogleich den Kreuzzug,
und vereinigte sich dazu mit Philipp August. Das dazu nö-
thige Geld zusammenzubringen, wurde Geistlichen und Weltlichen
eine Abgabe aufgelegt, die man den Saladinszehnten nannte. Auch
dies Mal fand sich eine ungeheure Menge von Pilgern ein;
man beschloß aber, statt des Landwegs durch Ungarn, lieber zur
See die Reise zu unternehmen, um die Unfälle zu vermeiden,
welche bis jetzt noch alle Kreuzfahrer, besonders in Klein-Asien,
erfahren hatten. Die Engländer schifften sich in Marseille, die
Franzosen in Genua ein, 1190.. Die anfängliche Einigkeit
wurde schon getrübt, als beide Könige in Messina auf Sicilien
ans Land stiegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie
im folgenden Jahre vor der Stadt Akre landeten, und diese
Stadt belagerten. Dennoch wurde endlich die Stadt erobert,
weil beide Nationen sich wetteifernd anftrengten; die eine Hälfte
wurde von den Engländern, die andere von den Franzosen in
Besitz genommen. Herzog Leopold von Oe st reich glaubte,
er habe für seine Deutschen auch das Recht, einen Theil zu be-
setzen, und pflanzte seine Fahne auf einen der Stadtthürme
auf. Darüber ergrimmte der stolze Richard, weil ein Herzog
sich Königen gleich stellen wollte, und befahl, die Fahne abzu-
reißen und in den Koth zu treten. Leopold war zu schwach,
um widerstehen zu können; er verließ aber die Stadt, und
nahm sich vor, bei Gelegenheit Rache auszuüben.
Nicht geringer war die Erbitterung zwischen den beiden
Königen. Beide machten auf die Insel Cypern Anspruch. Auch
die Pilger waren mürrisch, weil sie bei der Theilung der
Beute von Akre zu kurz gekommen wären. Kurz es war nir-
gends Eintracht und einmüthiges Wirken. Zuerst verlor Phi-
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Richard_Löwenherz Philipp_August Philipp August Leopold Leopold Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: England Ungarn Klein-Asien Marseille Genua Messina Sicilien Cypern
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Als er von seinem Sohne für dies Leben Abschied nahm,
sprach er: „verehre das höchste Wesen und befolge seine Ge-
bote; denn es ist die Wurzel alles Guten. Vergieße kein Blut,
denn es schläft nicht, sondern kommt auf dein Haupt. Erhalte
dir die Herzen deiner Unterthanen durch Liebe und Sorge; denn
sie sind dir von Gott übergeben. Beleidige niemand; denn erst
nach verübter Rache pflegen sich die Menschen wieder zu ver-
söhnen. Hasse niemand; denn Allen steht der gleiche Tod be-
vor. Hast du gegen Gott gefehlt, so sey reuig; er ist barm-
herzig."
Richard hatte, ehe er England wiedersah, noch viel Un-
gemach auszustehen; der Fluch seines Vaters ruhte nicht. Ein
Sturm trieb ihn ins adriatische Meer, und als er in der Nahe
der deutschen Küste war, litt er Schiffbruch. Es blieb ihm
nichts anderes übrig, als durch Deutschland zu reisen; da er
aber zuerst durch Oestreich gehen mußte, und hier sein Feind,
Herzog Leopold, wohnte, so lag ihm alles daran, unerkannt zu
bleiben. Deshalb zog er ein Pilgerkleid an, und hoffte, daß
man unter seinem tiefen Hute sein Gesicht nicht entdecken würde.
Aber in Wien war er so unvorsichtig, mehr Aufwand zu machen,
als man von einem armen Pilger erwarten konnte. Man
wurde aufmerksam auf ihn, sah ihn genau an, und — er-
kannte ihn. Wie freuete sich der rachsüchtige Leopold! Er ließ
ihn gleich festnehmen, und da der deutsche Kaiser, Heinrich 6.,
ein Sohn Friedrichs 1., den Richard auch als seinen Feind an-
sah, so gab er dem Herzog eine Geldsumme für den Gefange-
nen, und nahm ihn in eigene feste Verwahrung.
Was Richard bei seinem ungeduldigen und heftigen Cha-
racter in dem Gefängnisse empfand, läßt sich denken, beson-
ders da er erfuhr, daß sein schändlicher Bruder Johann sein
Unglück benutzte, die Krone von England an sich zu reißen,
und deshalb mit Philipp August ein Bündniß geschlossen hatte,
der auch im Trüben fischen wollte. Ein Glück war es noch
für Richard, daß die getreuen Engländer den Johann durchaus
nicht annehmen wollten, und auch Philipp August sich nicht so
schnell, als er gedacht hatte, der englischen Besitzungen in Frank-
reich bemächtigen konnte. Wer weiß, ob Kaiser Heinrich jemals
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Extrahierte Personennamen: Richard Leopold Leopold Leopold Heinrich_6. Heinrich Friedrichs Johann Philipp_August Philipp August Johann Philipp_August Philipp August Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Wien Friedrichs England Frank-
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solchen Scherzen war der gute Rudolph ein großer Freund. Er
konnte auch heiter und fröhlich seyn, da er immer ein gutes Ge-
wissen hatte.
Kurz vor seinem Ende hatte er noch eine bittere Kränkung.
Er hätte sehr gern gesehen, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem
Kaiserthron nachgefolgt wäre, und äußerte auch gegen die Für-
sten diesen Wunsch. Aber diese schlugen es ihm ab, vielleicht
weil ihnen Rudolphs Haus schon zu mächtig schien. Mißvergnügt
verließ er Frankfurt, wo er den Reichstag gehalten hatte, und
starb gleich darauf, 1291, in Germersheim. Ein zu seiner Zeit
lebender Geschichtschreiber sagt von ihm: „fein Ruhm verbreitet
Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen, und Freude
über das Volk. Wie Licht auf Finfterniß, so folgt Ruhe und
Friede auf Krieg und Zerrüttung. Der Landmann nimmt wie-
der den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenutzt im Winkel
lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause
blieb, durchreist jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die
Räuber und Bösewichter, die vorher ungescheut herumschwärm-
ten, suchen sich in wüsten Gegenden zu verbergen." Ein schö-
nes Lob! und noch lange vor seinem Tode war es zum Sprich-
wort geworden, daß man von dem, der sein Wort brach, zu sa-
gen pflegte: „der hat Rudolphs Redlichkeit nicht!"
Nach seinem Tode wurde Graf Adolph von Nassau
zum König gewählt, ein tapfrer Ritter, aber ein schlechter Kai-
ser; denn es fehlte ihm eine Eigenschaft, ohne welche ein Kaiser
damals nicht bestehen konnte: das Ansehen. Ec war so arm,
daß er nicht einmal die Kosten seiner Krönung bezahlen konnte.
Viel Gutes ist von ihm nicht zu erzählen. Zu seiner Zeit regierte
in Frankreich König Philipps, und in England König E-du-
ard 1., Eduard wollte mit Philipp einen Krieg anfangen. Das-
selbe wollte auch Adolph, weil Philipp einige Länder jenseits des
Rheins, die eigentlich zu Deutschland gehörten, an sich gerissen
hatte. Eduard und Adolph schlossen daher ein Bündniß, und
jener zahlte diesem eine beträchtliche Summe, um ein Heer aus-
zurüsten. Indessen redete der Papst zum Frieden, so daß aus
dem Kriege nichts wurde. Dennoch behielt Adolph das Geld,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolph Albrecht Albrecht Rudolphs Adolph_von_Nassau Philipps Philipps Eduard Eduard Philipp Philipp Adolph Philipp Philipp Eduard Eduard Adolph Adolph
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Germersheim Frankreich England Rheins Deutschland
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57. Alb recht 1. 1298—1308. — Der Schweizer-
bund 1307.
Nach Adolphs Fall wurde Al brecht 1. König der Deut-
schen. Die Tugenden seines trefflichen Vaters Rudolph hatte
ec nicht geerbt; ec war im Gegencheile hart, ungerecht und län-
dersüchtig; daher war auch ihr Schicksal so ganz verschieden.
Seine ganze Regierung schaute er überall in Deutschland um,
wo er wohl mehr Land erwerben könnte; aber es wollte ihm
damit nicht gelingen, und endlich überraschte ihn der Tod mitten
unter seinen ehrgeizigen Entwürfen, die er besonders in der
Schweiz auszuführen gedachte.
Die Schweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten
Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren
Magistraten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und
Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstäd-
ten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder
Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der
Landamman. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten,
sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Ge-
setzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt
hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten
einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der
Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht. Aber seine Güter
lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie wür-
den wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen Ihm
zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber
lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von sei-
nem Vater her schon tpisse, daß sie ein tapferes Volk wären,
und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten
recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen
wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und woll-
ten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Frei-
heiten.^ Auch schickten sie Werner, Freiherr von Attinghausen,
Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich be-
stätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war
auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen
Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühllose Vögte ins Land,
Röss. Weltgesch. n. Th. 7
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Extrahierte Personennamen: Rudolph Graf_von_Habsburg Albrecht Albrecht Werner Albrecht Albrecht Röss
Extrahierte Ortsnamen: Deut- Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden