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1. Theil 2 - S. 10

1827 - Leipzig : Fleischer
10 ging mit dem festen Vorsatze nach Hause, den Zug mitzuma- chen, und eilte, sich das Kreuz aufheften zu lassen, ja Manche brannten es sich zum unvergänglichen Denkmale ihres festen Willens mit einem glühenden Eisen in das Fleisch ein. Darum nannte man alle, welche das Zeichen des Kreuzes trugen, Kreuz- fahrer. Mit Verachtung sah man auf die herab, welche Zu- rückbleiben wollten, und betrachtete dies als einen Beweis eines ruchlosen Herzens. Alle beschäftigten sich nun mit Vorbereitun- gen. zur langen Reise. Dieser verkaufte seine liegenden Gründe, um sie zu Gelde zu machen; jener schenkte seine Güter den Kirchen und Klöstern, um den Segen des Himmels zu erwer- den ; ein Andrer reifte umher, um von Freunden und Verwand- ten Abschied zu nehmen, wahrend ein Vierter feine Waffen putzte und seine Pferde zuritt. Alle Bande des Blutes wurden zerrissen. Der Sohn riss sich vom Herzen der Mutter, der Gatte aus den Armen seiner Frau und Kinder íoéy und Alle brann- ten vor Ungeduld nach dem Augenblicke des Aufbruchs. Jeder träumte von den Reichthümern, die er zusammenplündern, von den Städten, die er erobern, und den Saracenenköpfen, die er abhauen würde. Priester, Mönche und Einsiedler drängten sich herbei, ja selbst furchtsame Nonnen traten keck aus den Mauern ihrer Klöster ohne Erlaubniß ihres Bischofs heraus, um den für heilig gehaltenen Zug mitzumachen. Die Bewegungsgründe aller dieser Leute waren freilich sehr verschieden. Während Einige von wirklicher Frömmigkeit getrieben wurden, war es bei Andern Durst nach Abentheuern, oder Neugier, oder Hang zur Verän- derung. Noch Andere wollten sich dadurch der Dienstbarkeit ihrer Herren entziehen, oder den Mahnungen ihrer Gläubiger entgehen, oder früher begangene Verbrechen sühnen. Alle aber wurden von der gewissen Hoffnung beseelt, ihre Glücksumstände zu verbessern. Unter diesen Zurüstungen brach das Jahr 1096 an, und nun stellte Europa, besonders aber Frankreich ein noch nie ge- sehenes Schauspiel dar. Von allen Seiten setzten sich einzelne Schaaren in Bewegung, und eilten den verabredeten Versamm- lungsplätzen zu. Uebcrall sah man flatternde Fahnen, daher- sprengende Ritter, eilig wandernde Kreuzfahrer, und alle Wege

2. Theil 2 - S. 11

1827 - Leipzig : Fleischer
11 waren mit Menschen bedeckt, die jubelnd das Feldgeschrei: „Gott will es -haben;" hören ließen. Wären die Menschen nicht so ganz berauscht gewesen von ihrem Eifer, so hätten sie über Commando und Verpflegung, über den einzuschlagcnden Weg u. s. w. Ueberlegungen angeftellt, und Verabredungen ge- troffen ; aber daran dachte Keiner. Alle beruhigten sich bei dem Gedanken: Gott will es haben; darum wird er auch selbst für- alles sorgen. Aber Gott hilft nur denen, welche den ihnen ver- liehenen Verstand recht gebrauchen, und daher wurde von An- fang an Alles verkehrt angefangen. Der größte Haufen hatte sich unter die Anführung Kuku- peters begeben. Es war dies aber fast nichts, als liederliches Gesindel, welches nur darum mitzog, um sich der Arbeit da- heim zu entziehen, und unterwegs vom Plündern zu leben. Die- ser zahllose Haufen erschien zu Anfänge des Frühlings vor der Burg Gottfried's von Bouillon, Herzogs von Nieder- lothringen, desselben trefflichen Ritters, der schon bei der Schlacht bei Merseburg unter Heinrichs 4. Heer erwähnt worden ist. Auf ihn setzten die Kreuzfahrer mit Recht das größte Vertrauen, und wollten von ihm geführt seyn. Gottfried erschrak, als er den ungeregelten Haufen erblickte. Unmöglich konnte er Lust ha, den, mit solchen Leuten zu ziehen. Er ermahnte sie, nur im- mer indessen voran zu ziehen; er würde ihnen bald Nachkom- men. So brach denn der Schwarm wieder auf, und setzte ju- belnd den Weg über Deutschland fort. Die große Anzahl die- ser Leute bewog Petern, den Haufen zu theilen. 15 — 20,000 der Ungeduldigsten, größtentheils Fußgänger, bildeten den Vor- trab. Sie wurden angeführt von einem Ritter, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Der Zug dieser Leute ging durch Deutschland. Bis an die ungersche Gränze hielten sie Ordnung. Die Ungern versprachen ihnen hin- längliche Lebensmittel, aber sie verlangten, daß sie ruhig ihren Weg fortsetzten. Das war indessen diesen Leuten unmöglich. Sie zerstreuten sich, verübten viele Gewaltthätigkeiten, und be- trugen sich so schlecht, daß endlich den Ungern die Geduld riß, und sie in der Gegend von Semlin sechszehn dieser Bösewichrer todt schlugen. Aber die nachdrücklichste Züchtigung wartete ihrer

3. Theil 2 - S. 15

1827 - Leipzig : Fleischer
Alle jauchzten dem mannhaften Jünglinge Beifall zu; er aber eilte auf den blutenden Gegner los, und ging nicht eher voü dannen, bis er ihn untergebracht sah. Schon in der Jugend hatte Gottfried das Gelübde gethan, für die Befreiung des heiligen Grabes zu kämpfen; wie klopfte ihm nun das Herz, zur Lösung seines Gelübdes das Schwert zie- hen zu können! An der Spitze des stattlichen Heeres zog er über den Rhein, durch Deutschland, und kam an Ungarns Gränze. Es war kein Wunder, daß der König nach so vielen Übeln Er- fahrungen nicht geneigt war, fernerhin den Kreuzfahrern den Durchweg zu erlauben. Indessen ließ er sich endlich bedeuten- daß die Neuangekommenen bessere Leute wären als jene früheren, und versprach ihnen Lebensmittel in Fülle, wogegen die Kreuz- fahrer die strengste Mannszucht gelobten, und — auch hielten. Auch beim Zuge durch das Land der Vulgaren lief alles fried- lich ab. Um so mehr war dies im griechischen Kaiserthum zu erwarten. Aber Alexius hatte seinen Sinn geändert. Er hatte zwar die abendländischen Fürsten um Hülfssoldaten gebeten; aber Laß sich, wie es schien, das ganze Abendland erheben wurde, hatte er nicht vorausgesehen. An 300,000 Kreuzfahrer waren schon bei ihm vorübergefluthet, und hatten fast sämmtlich be- reits den Tod gefunden. Nun hörte er, jetzt käme erst das Haupt- heer, dem wieder neue Schwarme folgen sollten. Dabei ergriff ihn der Argwohn, ob wohl die Sache auf seinen eignen Thron abgesehen wäre, und von nun an bewies er sich feindlich gegen die Kreuzfahrer. Ihnen offen entgegenzutreten, dazu war er zu schwach; aber alle Kunstgriffe der Heimtücke übte eran ihnen aus, die alle zu erzählen die Zeit nicht erlaubt. Auch an Gott- fried wollte er seine Tücke auslassen; aber dieser wußte ihm zu begegnen- Als nämlich Alexius seinen Unterthanen verboten hatte, das Lager der Kreuzfahrer mit Lebensmitteln zu versehen, wie er doch versprochen hatte, so befahl Gottfried seinen Leuten, nur selbst zuzugreifen, und das thaten diese auch so nachdrücklich, daß Alexius schnell das Lager mit allem Ueberflusse versorgte. Ueberhaupt war der Charakter dieses Kaisers ein Gemisch von Hochmuth, Feigheit und Tücke, und die Kreuzfahrer muß- ten sich sehr vor chm hüten- Als nun außer Gottfried noch viele

4. Theil 2 - S. 44

1827 - Leipzig : Fleischer
44 bis er ihn in Speier fand, und hielt eine donnernde Predigt, welche der Kaiser und viele Fürsten und Prälaten mir anhören mußten. Hier redete er jenem so zu Herzen, daß, als ec aus- rief: „wie wirst du einst am jüngsten Lage sagen können, du habest deine Pflicht erfüllt?"— der Kaiser gerührt aufstand, und sprach: „ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden!" Zugleich nahmen sein Neffe Friedrich , der nachmalige Kaiser, und eine Menge Große das Kreuz, und der Andrang, dem heiligen Bernhard die Hände und Füße zu küssen, war so groß, daß der Kaiser den schwachen Mann auf seinen Armen aus der Kirche tragen mußte, um ihn nur vor dem Erdrücken zu retten. Dieser zweite Kreuzzug geschah im Jahre 1147. Zuerst zogen die Deutschen. Nach vielen Unglücksfällen und Treulosigkeiten der Griechen kamen sie über Ungarn und Constantinopel nach Kleinasien. Hier erging es ihnen gar elend. Die griechischen Wegweiser ließen sie im Stiche, als sich das Heer in einer wüsten, wasserlosen Einöde befand. Dazu wur- den sie von den leichtberitlenen Bogenschützen der Feinde um- schwärmt, und endlich von der ganzen feindlichen Macht über- fallen. Von 70,000 wohlbewaffneten deutschen Kriegern wur- den bis auf 7000 alle erschlagen, die Unbewaffneten, die Wei- der und Kinder nicht einmal gerechnet. Und der Kaiser! Miß- müthig kehrte er bis Constantinopel zurück, nachdem er unter- wegs auf die nachrückenden Franzosen gestoßen war. Diesen ging es nicht besser. Zwar schlugen sie einen an- dern Weg durch Kleinasien ein; aber auch hier waren ihnen die Muhamedaner unaufhörlich zur Seite, und neckten sie ohne Unterlaß. Die Noch wurde endlich so groß, daß Pferde- und Eselsfleisch als Leckerbissen galten. König Ludwig schiffte sich nun an der Südküfte ein, und setzte nach Antiochien über. Aber sein unglückliches zurückgelassenes Heer wurde nun vollends eine Beute des Hungers und des Schwertes der Feinde. Auch hier handelten die Griechen recht treulos, plünderten die Wehr- losen rein aus, und zuletzt wurde die Noch der Franzosen so groß, daß selbst die Türken von Mitleid ergriffen wurden, und unter die Schmachtenden Brod und Geld austheilten.

5. Theil 2 - S. 52

1827 - Leipzig : Fleischer
52 ihm zu erscheinen, und da er nicht kam, so sprach Friedrich die Reichsachk über ihn aus, und entsetzte ihn aller seiner Reichs- würden und Lehen. Dann vertheilte er diese. Vaiern kam an den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, Sachsen an den Grafen Bernhard von Anhalt, einen Sohn Albrechts des Bären: kleinere Länder erhielten andere benachbarte Für- sten. Anfangs wehrte sich der Löwe tapfer gegen seine Feinde. Als aber der Kaiser selbst gegen ihn zu Felde zog, eilte er ihm nach Erfurt entgegen, that einen Fußfall, und flehte um Gnade. Friedrich gedachte jener Scene am Comer - See, und des Wech- sels der menschlichen Schicksale. Thränen entstürzten seinen Augen, und ec rief gerührt aus: „dennoch bist du das eigene Werkzeug deines Unglücks!" Der Herzog behielt nur sein vä- terliches Erbe, Braunschweig und Lüneburg, und wurde auf fle- hen Jahre aus Deutschland verbannt. Bei dem Könige von England, dem Vater seiner sanften, frommen Gattin Mathilde fand er eine freundliche Aufnahme. Sein Nachkomme sitzt noch auf dem englischen Königsthrone. Die Lombarden hatten der Bezwingung des gewaltigen Heinrichs mit besorgtem Gemüth zugesehen, und da jetzt die Jahre des Stillstandes vorüber waren, so baten sie den Kaiser, einen vollständigen Frieden mit ihnen zu schließen. Er kam 1183 in Costnitz zu Stande. Auch mit Wilhelm von Neapel vertrug sich Friedrich nun völlig, und er hatte die Freude, sei- nen ältesten Sohn Heinrich mit Wilhelms Vaters - Schwester und Erbin, Constantia, zu vermählen. Da Wilhelm keine Kinder hatte, so hatte der alte Kaiser die Aussicht, daß sein Haus die schönen Länder Neapel und Sicilien, ja wohl endlich ganz Italien einst erhalten würde. Aber so ist es mit den Plä- nen und Hoffnungen der Menschen! Gerade das, was sein Herz mit großer Freude erfüllte, und die Größe seines Hauses zu begründen schien, war nachmals die Ursache des Unterganges desselben. Am späten Abende seines Lebens noch unternahm der Kai- ser nach so vielen ruhmvollen Thaten einen Kreuz;ug.es herrschte damals über Pegppten ein junger, muthiger Fürst,

6. Theil 2 - S. 54

1827 - Leipzig : Fleischer
54 die Elnzelnziehenden, und beunruhigten die Christen so, dost diese sechs Wochen lang nicht einmal die Rüstung ablegen konnten. Zugleich riß ein drückender Mangel ein; Pferdefleisch und Pfer- deblut wurden als Leckerbissen genossen. In dieser Noch erschien plötzlich vor ihnen ein türkisches Heer von wenigstens 300,000 Mann. Aber Friedrich verzagte nicht. „Nur der Tapfere, " sprach er, ,.kann auf Rettung hoffen; wer aber die Gefahr flieht, muß umkommen." Alle wandten sich im Gebet an Gott, ge- nossen das heilige Abendmahl, und nun stürzten sie sich auf den Feind. Zehntausend Türken wurden erschlagen, die Andern zer- streut. Solche Kraft giebr das Gottvertrauen! Nach unsäglichen Beschwerden erreichte man endlich den hin- tersten Theil Klein-Asiens, und kam an den Vergftrom Kalykad- nus. Des Kaisers Sohn, Friedrich, führte den Vortrab, der Kaiser selbst zog mit dem Hintertreffen nach. Der Strom trennte beide. Da aber der Vater den Sohn bald zu erreichen wünschte, und der Zug über die Brücke ihn zu lange aufgehalten hätte, so wollte er durch den Fluß durchschwimmen. Man warnte ihn vor . dem ihm unbekannten Gewässer. Aber furchtlos wie immer sprengte er mit dem Rosse hinein. Der Strom ergriff ihn mit Gewalt, und riß ihn um. Zwar eilten ihm Viele eilends zu Hülfe; doch als man ihn ans Land brachte, war der würdige Greis bereits entseelt. Die Trauer um den herrlichen Kaiser war unbeschreiblich; alle schienen in ihm einen Vater verloren zu haben. Herzog Friedrich, des Kaisers Sohn, führte zwar das Heer weiter; aber des alten Friedrichs Geist fehlte. Die Ord- nung ließ nach, Viele starben an Krankheiten dahin, Andere eilten mißmüthig nach Hause, der kleine Ueberreft folgte dem Herzoge bis vor Akre, wo man schon ein anderes Heer von Kreuzfahrern fand. Hier fand auch Herzog Friedrich seinen Tod; er wurde ein Opfer der Seuche, und nun eilten auch die Letzten nach Deutschland zurück. So endete der dritte Kreuzzug. Friedrich 1. hatte regiert von 1152 bis 1190.

7. Theil 2 - S. 56

1827 - Leipzig : Fleischer
56 ihm aber die Nachricht gebracht wurde, auch sein Sohn Johann habe ihn verlassen, da brach ihm das Herz. Er fluchte seinen Kindern, und starb vor Gram 1189. Daß es beiden Söhnen nicht gut gehen konnte, da des Vaters Fluch auf ihnen lag, können wir schon voraussetzen, weil die Weltgeschichte uns ohne Ausnahme lehrt, daß für die bösen Thaten der Menschen die Strafe nie ausbleibt. Um sein Gewissen zu beruhigen, unternahm der neue Kö- nig von England, Richard Löwenherz, sogleich den Kreuzzug, und vereinigte sich dazu mit Philipp August. Das dazu nö- thige Geld zusammenzubringen, wurde Geistlichen und Weltlichen eine Abgabe aufgelegt, die man den Saladinszehnten nannte. Auch dies Mal fand sich eine ungeheure Menge von Pilgern ein; man beschloß aber, statt des Landwegs durch Ungarn, lieber zur See die Reise zu unternehmen, um die Unfälle zu vermeiden, welche bis jetzt noch alle Kreuzfahrer, besonders in Klein-Asien, erfahren hatten. Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen in Genua ein, 1190.. Die anfängliche Einigkeit wurde schon getrübt, als beide Könige in Messina auf Sicilien ans Land stiegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie im folgenden Jahre vor der Stadt Akre landeten, und diese Stadt belagerten. Dennoch wurde endlich die Stadt erobert, weil beide Nationen sich wetteifernd anftrengten; die eine Hälfte wurde von den Engländern, die andere von den Franzosen in Besitz genommen. Herzog Leopold von Oe st reich glaubte, er habe für seine Deutschen auch das Recht, einen Theil zu be- setzen, und pflanzte seine Fahne auf einen der Stadtthürme auf. Darüber ergrimmte der stolze Richard, weil ein Herzog sich Königen gleich stellen wollte, und befahl, die Fahne abzu- reißen und in den Koth zu treten. Leopold war zu schwach, um widerstehen zu können; er verließ aber die Stadt, und nahm sich vor, bei Gelegenheit Rache auszuüben. Nicht geringer war die Erbitterung zwischen den beiden Königen. Beide machten auf die Insel Cypern Anspruch. Auch die Pilger waren mürrisch, weil sie bei der Theilung der Beute von Akre zu kurz gekommen wären. Kurz es war nir- gends Eintracht und einmüthiges Wirken. Zuerst verlor Phi-

8. Theil 2 - S. 58

1827 - Leipzig : Fleischer
58 Als er von seinem Sohne für dies Leben Abschied nahm, sprach er: „verehre das höchste Wesen und befolge seine Ge- bote; denn es ist die Wurzel alles Guten. Vergieße kein Blut, denn es schläft nicht, sondern kommt auf dein Haupt. Erhalte dir die Herzen deiner Unterthanen durch Liebe und Sorge; denn sie sind dir von Gott übergeben. Beleidige niemand; denn erst nach verübter Rache pflegen sich die Menschen wieder zu ver- söhnen. Hasse niemand; denn Allen steht der gleiche Tod be- vor. Hast du gegen Gott gefehlt, so sey reuig; er ist barm- herzig." Richard hatte, ehe er England wiedersah, noch viel Un- gemach auszustehen; der Fluch seines Vaters ruhte nicht. Ein Sturm trieb ihn ins adriatische Meer, und als er in der Nahe der deutschen Küste war, litt er Schiffbruch. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als durch Deutschland zu reisen; da er aber zuerst durch Oestreich gehen mußte, und hier sein Feind, Herzog Leopold, wohnte, so lag ihm alles daran, unerkannt zu bleiben. Deshalb zog er ein Pilgerkleid an, und hoffte, daß man unter seinem tiefen Hute sein Gesicht nicht entdecken würde. Aber in Wien war er so unvorsichtig, mehr Aufwand zu machen, als man von einem armen Pilger erwarten konnte. Man wurde aufmerksam auf ihn, sah ihn genau an, und — er- kannte ihn. Wie freuete sich der rachsüchtige Leopold! Er ließ ihn gleich festnehmen, und da der deutsche Kaiser, Heinrich 6., ein Sohn Friedrichs 1., den Richard auch als seinen Feind an- sah, so gab er dem Herzog eine Geldsumme für den Gefange- nen, und nahm ihn in eigene feste Verwahrung. Was Richard bei seinem ungeduldigen und heftigen Cha- racter in dem Gefängnisse empfand, läßt sich denken, beson- ders da er erfuhr, daß sein schändlicher Bruder Johann sein Unglück benutzte, die Krone von England an sich zu reißen, und deshalb mit Philipp August ein Bündniß geschlossen hatte, der auch im Trüben fischen wollte. Ein Glück war es noch für Richard, daß die getreuen Engländer den Johann durchaus nicht annehmen wollten, und auch Philipp August sich nicht so schnell, als er gedacht hatte, der englischen Besitzungen in Frank- reich bemächtigen konnte. Wer weiß, ob Kaiser Heinrich jemals

9. Theil 2 - S. 95

1827 - Leipzig : Fleischer
95 solchen Scherzen war der gute Rudolph ein großer Freund. Er konnte auch heiter und fröhlich seyn, da er immer ein gutes Ge- wissen hatte. Kurz vor seinem Ende hatte er noch eine bittere Kränkung. Er hätte sehr gern gesehen, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem Kaiserthron nachgefolgt wäre, und äußerte auch gegen die Für- sten diesen Wunsch. Aber diese schlugen es ihm ab, vielleicht weil ihnen Rudolphs Haus schon zu mächtig schien. Mißvergnügt verließ er Frankfurt, wo er den Reichstag gehalten hatte, und starb gleich darauf, 1291, in Germersheim. Ein zu seiner Zeit lebender Geschichtschreiber sagt von ihm: „fein Ruhm verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen, und Freude über das Volk. Wie Licht auf Finfterniß, so folgt Ruhe und Friede auf Krieg und Zerrüttung. Der Landmann nimmt wie- der den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenutzt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher ungescheut herumschwärm- ten, suchen sich in wüsten Gegenden zu verbergen." Ein schö- nes Lob! und noch lange vor seinem Tode war es zum Sprich- wort geworden, daß man von dem, der sein Wort brach, zu sa- gen pflegte: „der hat Rudolphs Redlichkeit nicht!" Nach seinem Tode wurde Graf Adolph von Nassau zum König gewählt, ein tapfrer Ritter, aber ein schlechter Kai- ser; denn es fehlte ihm eine Eigenschaft, ohne welche ein Kaiser damals nicht bestehen konnte: das Ansehen. Ec war so arm, daß er nicht einmal die Kosten seiner Krönung bezahlen konnte. Viel Gutes ist von ihm nicht zu erzählen. Zu seiner Zeit regierte in Frankreich König Philipps, und in England König E-du- ard 1., Eduard wollte mit Philipp einen Krieg anfangen. Das- selbe wollte auch Adolph, weil Philipp einige Länder jenseits des Rheins, die eigentlich zu Deutschland gehörten, an sich gerissen hatte. Eduard und Adolph schlossen daher ein Bündniß, und jener zahlte diesem eine beträchtliche Summe, um ein Heer aus- zurüsten. Indessen redete der Papst zum Frieden, so daß aus dem Kriege nichts wurde. Dennoch behielt Adolph das Geld,

10. Theil 2 - S. 97

1827 - Leipzig : Fleischer
97 57. Alb recht 1. 1298—1308. — Der Schweizer- bund 1307. Nach Adolphs Fall wurde Al brecht 1. König der Deut- schen. Die Tugenden seines trefflichen Vaters Rudolph hatte ec nicht geerbt; ec war im Gegencheile hart, ungerecht und län- dersüchtig; daher war auch ihr Schicksal so ganz verschieden. Seine ganze Regierung schaute er überall in Deutschland um, wo er wohl mehr Land erwerben könnte; aber es wollte ihm damit nicht gelingen, und endlich überraschte ihn der Tod mitten unter seinen ehrgeizigen Entwürfen, die er besonders in der Schweiz auszuführen gedachte. Die Schweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren Magistraten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstäd- ten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landamman. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Ge- setzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht. Aber seine Güter lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie wür- den wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von sei- nem Vater her schon tpisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und woll- ten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Frei- heiten.^ Auch schickten sie Werner, Freiherr von Attinghausen, Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich be- stätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühllose Vögte ins Land, Röss. Weltgesch. n. Th. 7 /
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